Donnerstag, 3. Juli 2014

Das Frauenbild Walter Fabers


Faber ist ein typischer Einzelgänger. Er betont häufig, dass er gern allein ist. So ist er regelrecht froh, als sein Flugzeug abfliegt, um von Ivy Abschied nehmen zu können. Auch ist er anfangs gegen eine Unterhaltung mit Herbert Hencke und täuscht sogar vor, er würde schlafen. Faber lehnt anfangs dauerhafte Beziehungen ab, weil diese seine Freiheit einschränken. So erfährt man auf Seite 90f, dass er gewohnt ist, „allein zu reisen und dass er den Gedanken eines Doppelzimmers als Dauereinrichtung mit dem Gedanken an eine Fremdenlegion vergleicht“ (S.91). Seiner Meinung nach würde er seine Ehefrau nur unglücklich machen, was er aber selbst nicht will (S. 92). Die Frauen sind ihm also nicht egal. Sicherlich hat er Recht, wenn er behauptet, dass seine Spontaneität unter einer Beziehung leiden würde, weil er eben als Single kurzfristiger auf Reisen gehen kann und auch in anderen Punkten flexibler ist. In der ersten Station spricht sich Faber gegen die Ehe aus. Diese Ablehnung soll sich doch bald ändern. So macht er Sabeth sogar einen Heiratsantrag, wenngleich er auch nichts dagegen hat, dass sie nicht antwortet: „ich genoss es, unser Schweigen“ (S. 95). Fabers Bindungsängste werden deutlich, als er von „einem  Hotel spricht, dass man bald wieder verlassen kann“. So schließt er eine Bindung nicht aus, solange er diese jederzeit brechen kann. Fabers Problem ist sein Umgang mit Gefühlen, die er nicht zeigen kann, weil sie nicht in sein rationales Weltbild passen. So macht er einen eher „kalten“ Eindruck als er Empfindungen mit „Ermüdungserscheinungen“ oder „Stahl“ (S. 92) vergleicht. Für ihn bedeuten Gefühle ein Zeichen von Schwäche und Verwundbarkeit. Seine Einsamkeit und Distanz zu anderen Personen - nicht ausschließlich Frauen hat er sich selbst zuzuschreiben. Bei der Party beispielsweise bezeichnet er „seine glücklichsten Minuten“ ja selbst als die, „wenn er die Gesellschaft verlässt“. Sein Beruf gibt ihn die Möglichkeit durch Reisen aus Beziehungen zu flüchten, wenn es ihm „zu eng“ wird.

Quellen
Primärliteratur: Homo Faber. Ein Bericht. Max Frisch. Suhrkamp Verlag, 1999

Sekundärliteratur: Königs Erläuterungen und Materialien. C. Bange Verlag


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