Auch im Laufe unserer Projektarbeit hat sich mein erster Eindruck bestätigt. Jedoch muss ich sagen, dass ich an vielen Thematiken, die wir näher betrachtet haben, doch Gefallen gefunden habe. Das liegt auch besonders daran, dass wir eigenständig Aufgaben und Themen auswählen konnten, die wir im Laufe des Projektzeitraums bearbeiten möchten. Zusammenfassend kann ich sagen, dass die uns gestellte Aufgabe einen Blog zu dem Roman zu gestalten, eine kreative Abwechslung zum Berufsschulalltag geboten hat. Negative Aspekte waren leider die doch eingeschränkte Zeit eines Auszubildenden, die es uns schwer machte, die Themen sehr intensiv zu bearbeiten. Zudem fehlte mir eine Einstiegsstunde, die uns den Umgang mit den Blogs im Detail erklärte, da im Laufe des Projektes hierzu einige Fragen aufkamen.
Bezüglich der Themenauswahl lässt sich sagen, dass unsere Projektgruppe (Julia, Jennifer und ich) einerseits Themen gestalterisch erfassen wollten, aber auch die eingehendere Textarbeit nicht vernachlässigen wollten. So kamen wir dazu, dass wir beispielsweise einerseits das Thema "Reisestationen" grafisch an einer Landkarte illustriert, andererseits das Thema "Fabers Narursicht" an einer klassischen Szenenanalyse betrachtet haben. Eine spezielle Systematik haben wir in unseren Beiträgen nicht gewählt, da wir einen bunten und abwechslungsreichen Überblick über die Themen des Romans bieten wollen.
Dienstag, 8. Juli 2014
Charakterisierung Walter Faber
Walter
Faber 50 Jahre, geboten 1907 von Beruf Vollblut Techniker, bezeichnet
sich selbst als „Mann in den besten Jahren“. Sein Verhalten
kennzeichnet markante Eigenschaften und Gewohnheiten, alles
Ungewohnte macht ihn nervös. Da er ein vollkommener Rationalist ist,
vertraut er nur auf Tatsachen, mathematische Formeln und Beweise,
deswegen bezieht er sich auch ständig auf Statistiken und Theorien
(„Ein Blick auf die Statistik: Rückgang Tuberkulose
beispielsweise, Erfolg der Prophylakte, Rückgang 30% auf 8%“,
S.106). Walter kann mit mystischen und künstlerischen Dingen nichts
anfangen; er ist ein Pragmatiker, der praktisch lebt, denkt und
handelt. Mit Künstlern, „die sich für höhere oder tiefere Wesen
halten,…“ (S. 39), kann Faber sich nicht identifizieren. Die
Natur lehnt er auch ab, gegenüber der Fruchtbarkeit der Natur
empfindet Faber sogar ein Ekelgefühl („Was mir auf die Nerven
ging: die Molche in jedem Tümpel, in jeder Eintragspfütze ein
Gewimmel von Molchen – überhaupt diese Fortpflanzerei überall,
alles stinkt nach blühender Verwesung“, S. 51). Fabers Einstellung
zum anderen Geschlecht und anderen Rassen ist voreingenommen und
intolerant. Außer seinem deutschen Freund Joachim (S. 10) kann er
keine anderssprachigen Kulturen leiden. Zudem hält er sozialen
Abstand zu Afrikanern („Wieso die Negerin plötzlich lachte [...]
Ihr Riesenmaul, ihr Krisselhaar“, S.12). Walter Faber ist ein
Einzelgänger: Er sagt selbst über sich, dass „zu den
glücklichsten Minuten, die [er] kenne, die Minute gehört, wenn [er]
eine Gesellschaft verlasse“ (S.92). Hieran erkennt man, dass Walter
keinerlei Interesse an sozialen und gesellschaftlichen Kontakten
hegt. Faber lässt sich nicht von seinen Gefühlen lenken, er ist
kein Romantiker, denn wenn er romantisch ist, zeigt er Emotionen,
lässt sich von ihnen leiten und vergisst logische Tatsachen. Somit
ist das Leben für Faber ein berechenbarer Prozess, der keinen
Spielraum für Ereignisse lässt, die der Mensch nicht beeinflussen
kann. („Ich
glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich gewohnt
mit Formeln und Wahrscheinlichkeiten zu rechnen, S.22). Walter Faber
kann Frauen nur ertragen, wenn er dazu bereit ist, er hasst Gespräche
über Liebe und Ehe. Man kann verallgemeinern das Faber
frauenfeindlich agiert.
Literatur:
Max
Frisch: Homo Faber, Ein Bericht, Suhrkamp Verlag
Montag, 7. Juli 2014
Der Autor - Max Frisch
Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Homo_faber_(Roman)#Entstehungsgeschichte,
http://www.mfa.ethz.ch/de/max-frisch/biografie/1976-1991.html
Sprache und Stil des Romans
Alltagssprache:
Während des ganzen Romans sind die Sätze verkürzt. Dabei fällt
meistens das Prädikat ganz weg und viele Sätze sind unvollständig (Ellipse). Dies
geschieht oft durch Gedankenstriche. Dies ist oft der Fall, wenn Faber etwas nicht
beurteilen kann oder will. Durch diesen „Tagebuchcharakter“ wird deutlich, dass der
fiktive Schreiber Walter Faber sich eigentlich nur Notizen gemacht hat, die nicht für
jeden bestimmt sind. Außerdem wird die gesprochene Sprache verwendet, um zu
verdeutlichen, dass alles erklärbar und wie „üblich“ (S. 7) ist. Oft ist er auch
„zynisch“ (S. 113), unbeeindruckt und respektlos. Ebenso verwendet er sehr oft Ausdrücke der Jugendsprache. Dadurch wird
die Hauptfigur Walter Faber beschrieben, der zugleich der Erzähler des
Berichtes ist. Es wird deutlich, dass die poetische Sprache verachtet wird und die
Wahrnehmung der Wirklichkeit verzerrt ist. So gelang Max Frisch ein sprachliches
Kunstwerk.
Internationalität der Sprache:
Der Bericht ist in Deutsch verfasst, aber Max Frisch verwendet auch
noch die französische, spanische und vor allem die englische Sprache, z.B.
schaut er Television“ (S. 64) oder nimmt einen „Drink“ (S.11). Aber auch Ivy
redet immer nur in Englisch. Dies ist nachvollziehbar, da Walter Faber in New York lebt
und auch bei seiner Arbeit viel englisch sprechen muss, da sie schon in den
Fünfzigerjahren eine internationale Sprache war. Eine „Sprache“ ist ein wichtiges Medium
der Selbsterkenntnis und da er sehr oft schwankt, wird wieder deutlich,
dass ihm die Voraussetzungen der Selbstkenntnis fehlen.
Satzbau:
Besonders auffällig ist, dass der Bericht oft nur sehr flüchtig
erzählt wird: Attribute werden nachträglich eingefügt, z.B. „Abende lang hockten sie
in ihren weißen Strohhüten auf der Erde, reglos wie Pilze, zufrieden ohne
Licht, still.“ (S. 38) Dadurch bekommt man den Eindruck, dass Walter einfach, ohne sich
Gedanken über den folgenden Satz zu machen, mit dem Schreiben beginnt und sich
im Anschluss nicht die Mühe macht, ihn zu verbessern. Gleichzeitig
scheint es jedoch, als bemühe er sich um Präzision.
Dialoge:
Es kommen nur sehr wenige und kurze Dialoge vor. Oft werden dabei die
Dialoge wegen Einschüben für irgendwelche Äußerungen unterbrochen oder
teilweise in der indirekten Rede geschildert. Da er am liebsten allein lebt, kommt es zu wenigen Kommunikationen mit
seinen Mitmenschen. Oft reden sein Gesprächspartner und er aneinander vorbei,
da er sich den anderen gegenüber nicht öffnen kann und ihnen auch nicht mitteilt,
worum es ihm geht. Aber es kommt auch vor, dass er das Gespräch sucht, aber es,
z.B. wie von Hanna,
verweigert wird. Der Grund hierfür ist, dass er für sie „stockblind“ (S. 144)
Exaktheit:
Da er alles genau mit Zeit- und Ortsangabe dokumentiert, ist es
erstaunlich, dass er kaum näherbeschreibende Adjektive verwendet. Er will das
Grundsätzliche herausarbeiten und verwendet deshalb nur Adjektive, um das Material
durch Farbe, Form und Ausmaß eines Gegenstandes zu beschreiben oder gibt gleich den
Firmen bzw. Markennamen oder das Modell, z.B. des Flugzeugs, an.
Verneinung:
Falls etwas für Walter zu gefährlich wird, dann verneint oder leugnet
er diese Gedanken und Gefühle. Oft stellt er sich auch als Nicht-Wissender hin,
um keine Erklärung für seine Merkwürdigkeiten zu brauchen.
Unpersönlichkeit:
Der Text wird normalerweise in der Ich-Form erzählt. Doch wenn es um
den Gefühlsbereich und Probleme, die nicht verarbeitet werden können,
geht, spricht er mit unpersönlichen Formen wie „man“ oder durch die Pluralform. Dies
kommt besonders häufig vor, wenn er über Frauen redet.
Vergleiche:
Es kommen auch Vergleiche vor, da es ihm nicht gelingt den
irrationalen Teil zu verdrängen. Sie sollen die irrationale Grundhaltung zum Ausdruck
bringen. Manchmal gelingt es ihm auch, durch Verfremdung der Natur sie ins
Technische zu ziehen.
Bildersprache:
Als er sich in Cuba befindet, ist er ganz entfernt von der technischen
Sprache. Er verwendet poetische Vergleiche. Durch diesen neuen Stil merkt man,
dass er sich verändert hat, indem er sich der Natur geöffnet hat und sich dem Leben
zuwendet, obwohl er dem Tode schon nahe ist.
Quellen
Primärliteratur: Homo Faber.
Ein Bericht. Max Frisch. Suhrkamp Verlag, 1999, Eisenbeis,
Manfred: „Max Frisch: Homo faber“, Lektürehilfen, Klett, Stuttgart 2006Charakterisierung Elisabeth Piper
Sie ist zwanzig Jahre alt und das gemeinsame Kind von Walter und Hanna. Walter nennt sie „Sabeth“ und Hannah „Elsbeth“. Sie ist Deutsche und glaubt, dass Joachim Hencke ihr Vater ist. Sie wurde hauptsächlich von ihrer Mutter erzogen und geprägt. Sie hat an der amerikanischen Universität in Yale für ein halbes Jahr studiert und als sie auf dem Weg nach Athen zu ihrer Mutter ist, begegnet sie ihren Vater.
Sie ist recht groß, hat wassergraue Augen
und rötlich blonde Haare, die sie meistens
als „Rossschwanz“ (S. 69) trägt. Außerdem
trägt sie oft eine „schwarze Cowboy-Hose“ (S. 70). hre Interessen sind sehr vielfältig und
immer offen für Neues. Auf dem Schiff spieltsie meistes Tischtennis, liest oder tanzt
am Abend. Sie hat wenig Geld und ist eine Kettenraucherin, deshalb ist sie sehr
dankbar über die Großzügigkeit von Walter: „Sie war froh um unser Wiedersehen, schien
mir, wegen der Zigaretten, sie war bankrott“ (S. 100). Trotzdem strahlt sie
eine sehr große Lebensfreude aus und kann sich an einfachen Dingen erfreuen.
Außerdem ist sie ein sehr intelligentes Mädchen und zugleich eine attraktive junge Frau. Sie könnte sich vorstellen einmal Stewardess zu werden. Da sie trotzdem ein sehr naives Kind ist, wird bei Walter der Beschützerinstinkt geweckt. Er möchte nicht, dass sie Stewardess wird und ganz alleine per Auto-Stop bis nach Athen reist. Deshalb beschließt er sie zu begleiten. Viele ihrer Gesten erinnern Walter an Hanna, wie z.B. das Rümpfen ihrer Augenbrauen. Sie ist auch genauso von der Kunst und anderen Kulturen begeistert wie ihre Mutter.
Fabers Sicht auf die Natur - Der Wandel Fabers
Eine zentrale Thematik, die im
Roman „Homo Faber“ von Max Frisch behandelt wird, ist der Gegensatz von Natur
und Technik. Dieser wird bereits deutlich, wenn man den Titel des Buches eingehender
betrachtet. „Homo“, der lateinische Ausdruck für Mensch wird oftmals in der
Anthropologie verwendet, um den Menschen als Gruppe/ Rasse zu definieren, die
in der Natur beheimatet ist. Mit dem Begriff „Natur“ assoziiert man
Unkontrollierbares, Nicht vom Menschen Geschaffenes. „Faber“ wiederum bedeutet
so etwas wie „schaffend“ oder „ der Handwerker“. Der Titel soll also einen
Menschen präsentieren, der sich als aktiver Veränderer seiner Umwelt
auszeichnet. Zusätzlich verweist der Untertitel „Bericht“ darauf, dass die
Ereignisse aus dem Leben Fabers in chronologischer, nüchterner und sachlicher
Art und Weise verfasst werden sollen.
Die Sichtweise Walter Fabers auf
die Natur wird im Folgenden an zwei beispielhaften Szenen betrachtet. Anhand
dieser Sichtweise soll zudem der Wandel Fabers präsentiert werden. Die erste
Szene mit der wir uns beschäftigt haben, ist die Notlandung des Flugzeuges in
der Wüste von Tamaulipas. Da diese Notlandung lediglich geschieht, weil zwei
Motoren der Maschine ausfallen, erwartet man dass sich Faber darüber Gedanken
mache, wie es zu dem Versagen der Technik kommen konnte. Jedoch lässt er die
Durchsage des Kapitäns unkommentiert und betrachtet die Landschaft unter ihm.
Hier fällt auf, dass er alle Naturphänomene versucht, mit technischen Begriffen
zu beschreiben („glitzerte es wie Lametta beziehungsweise wie Stanniol“, S.19).
Bereits bei dieser Naturbeschreibung wird deutlich, dass Fabers
Beschreibungsversuche mit technischen Begriffen versagen. Um die Farbe der
Sümpfe zu beschreiben, benötigt er Vergleiche mit dem Rot eines Lippenstiftes
(S.19), das Glitzern der Sonne vergleicht er sogar mit den Augen Ivys. Fabers
Denkweise alles nüchtern und sachlich zu sehen und in der Natur nichts
Poetisches oder Mythologisches finden zu können, wird folglich bereits zu
Beginn des Romans in Frage gestellt. Man erkennt sehrwohl eine gewisse
Faszination bzw. Wertschätzung der Natur, die Faber jedoch zu verdrängen
versucht. Besonders deutlich wird dieses Verhalten in der Wüste von Tamaulipas.
Er kann nicht begreifen, wie Menschen Natur als Erlebnis wahrnehmen können
(„Ich habe mich schon oft gefragt, was die Leute eigentlich meinen, wenn sie
von Erlebnis reden. Ich bin Techniker und gewohnt die Dinge zu sehen, wie sie
sind.“, Seite 25). Faber beschreibt alle Naturphänomene um sich rum sowie die
Assoziationen und Bilder, die andere Menschen mit diesen Erlebnissen verbinden.
Selbst negiert er jedoch diese Sichtweise. Allein dass er diese Mystik in der
Natur erkennt („versteinerte Engel“, „Gespenster“, „Totenreich“ „abgestorbener
Vogel“, S.26), zeigt jedoch dass er die Dinge ebenfalls so sieht wie andere
Menschen, diese Erlebnisse jedoch nicht zulassen will („Ich sehe auch keine
versteinerten Engel, es tut mir leid; auch keine Dämonen, ich sehe, was ich
sehe: die üblichen Formen der Erosion.“, S.26).
Besonders zu schaffen, macht
Faber der fehlende Strom, da er keine Möglichkeit besitzt, sich zu rasieren. Er
„[hat] dann das Gefühl, [er werde] etwas wie eine Pflanze“ (S.29), da ihm die
Kontrolle über seinen Bartwuchs entzogen ist. Der Vergleich mit einer Pflanze
verdeutlicht erneut Fabers Ekel vor der Natur und sein Missfallen, wenn der
Mensch nicht über diese herrschen kann. Man kann sogar sagen, dass es Faber
Angst macht, wenn die Natur in gewissen Momenten Überhand über die Technik
nimmt. Eine weitere Besonderheit in Fabers Naturbetrachtung ist die ständige
Nutzung seiner Kamera („und nahm sofort die Kamera“, S.24) Alle Eindrücke, die
er in der Wüste vor sich sieht, hält Faber mit seiner Kamera fest. Somit lässt
er der Natur keine Möglichkeit auf ihn zu wirken, sondern betrachtet diese
meist nur durch ein technisches Gerät.
Die nächste näher betrachtete
Szene ist Fabers Aufenthalt in Cuba nach dem Tod Sabeths. Auffallend hierbei
ist zunächst, dass er diesen Umweg nur macht, um nicht über New York fliegen zu
müssen. Er distanziert sich von seinem im ganzen Roman verkörperten „American
Way of Life“ und hegt sogar Gefühle des Abscheus gegenüber Amerika. („Mein Zorn
auf Amerika!“ „dieses Coca-Cola-Volk, das ich nicht mehr ausstehen kann.“, S.
190 oder „ihre Städte, die keine sind, Illumination, am anderen Morgen sieht
man die leeren Gerüste, Klimbim, infantil“, S.192). Zudem ist er nicht mehr der
von sich selbst überzeugte Techniker, sondern beginnt an seinem Lebensstil zu
zweifeln und fragt sich, was wäre „wenn man nochmals leben könnte“ (S.191) Ihn
beschäftigen die Ereignisse der letzten Wochen, besonders das Kennenlernen
Sabeths, deren Unfall und letztendlich deren Tod. Andererseits versucht er
jedoch sein Leben zu genießen und die negativen Gedanken an einer möglichen
Schuld am Tod zu verdrängen.
Bezüglich Fabers geänderter
Sichtweise auf die Natur kann man
feststellen, dass Faber in Cuba versucht, die Technik weitesgehend aus seinem
Alltag zu entfernen. Das Rasieren beispielsweise, dessen Fehlen Faber in der
Wüste regelrecht nervös gemacht hat, da er dadurch die Kontrolle über sich
verloren hat, wird auf dieser Reise gar nicht erwähnt. Zum anderen hat er das
Filmen und Fotografieren aufgegeben. Er spricht sogar von der Sinnlosigkeit des
Filmens, wo er vorher doch so begeistert von war („Hanna hat Recht: Nachher
muss man es sich als Film ansehen, wenn es nicht mehr da ist, und es vergeht ja
doch alles“, S.198). Faber möchte nun die Natur bewusst erleben. Dieser Zugang
gelingt ihm jedoch nicht vollständig. So benötigt er noch immer Vergleiche mit
der Technik, um die Natur erleben zu können („Licht der Blitze; nachher ist man
wie blind, einen Augenblick lang hat man gesehen: die schwefelgrüne Palme im
Sturm, Wolken, violett mit der bläulichen Schweißbrenner-Glut [..]“, S. 190).
Faber begegnet der Natur nun wesentlich aufgeschlossener und versucht ein Teil
dieser zu werden. In wenigen Situationen gelingt ihm dies sogar.
Auch seinen Mitmenschen gegenüber
begegnet Faber wesentlich offener. Vorallem anderen Rassen gegenüber ändert er
seine Sichtweise sehr deutlich. Er findet eine dunkelhäutige Spanierin schön
(S.187 f.), wogegen er auf seiner Reise zu der Plantage in Guatemala noch
Aussagen wie „ihr Riesenmaul, ihr Kruselhaar“, (S.12) tätigte. Die
Bekanntschaft mit Juana zeigt Fabers Wandel auf: er offenbart ihr seine
Lebensgeschichte und spricht mit ihr über Begriffe wie Todsünde (S.195). Man
erkennt eine Schuldeingestehung Fabers. Zu Beginn des Romans wäre Faber einer
fremden Person gegenüber niemals so offen gegenübergetreten und hätte Dinge
thematisiert, die außerhalb des Bereiches Technik liegen.
Zum Ende seiner Reise wird sich
Faber bewusst, dass er seinen eigenen Lebensstil missachtet, aber trotzdem
nicht die Möglichkeit hat sich von diesem vollständig zu lösen. Er bezeichnet
sich als „Leiche im Corso der Lebenden“ (S.193)
Quellen:
Max Frisch, Homo Faber. Ein
Bericht: Suhrkamp Verlag, Erste Auflage , Text und KommentarSteckbrief Hanna
„Homo
ludens“ - der spielende Mensch
Name: Hanna
Piper, geb. Landsberg
Geburtsort: München
Wohnort: Athen
Beruf: selbstständige
Archäologin in einem Institut
Erscheinungsbild: graues,
kurzes Haar, Hornbrille (Vgl. S. 143 Suhrkamp)
Interessen: Kunst,
Mystik, Politik
kurze Chronologie ihrer Lebensgeschichte:
1931-1935 Studium
der Kunstgeschichte in Zürich
1933 Kennenlernen
Fabers
1936 Trennung
von Faber nach dessen Heiratsantrag
1937 Heirat
mit Joachim Henke und Geburt ihrer Tochter Sabeth
1938 Trennung
von Joachim und Umzug nach Paris
1941 Flucht
nach London und Heirat mit Piper
1953 Scheidung
und Umzug nach Athen
Donnerstag, 3. Juli 2014
Homo Faber als moderner Ödipus?
Der Ödipusmythos nach der Tragödie 'König Ödipus' von Sophokles (429 v. Chr.):
Abb. 1 :
Personenkonstellation im Vergleich „König Ödipus“ – „Homo Faber“
Parallelen
In„Homo Faber“ wird die Tragödie des Ödipus kurz erwähnt. Hanna
ist begeistert von Mythen und redet auch davon „Ödipus und die Sphinx, auf
einer kaputten Vase dargestellt in kindlicher Weise“ (S. 154 Z. 3f.) ist Es
wird zwar nicht weiter auf den Mythos eingegangen, jedoch lässt sich aus diesem
kurzen Hinweis erkennen, dass Faber der Inzest beschäftigt und dass der Inzest
ein Leben kaputt macht („[...] auf einer kaputten Vase [...]“)
Eine weitere Gemeinsamkeit der Lektüren ist die Vorgeschichte der beiden
Hauptcharaktere. Faber denkt, Hanna hätte das Kind abgetrieben. Demnach kann er
gar nicht wissen, dass er eine Tochter hat, als er auf dem Schiff Sabeth kennen
lernt. Ödipus wurde nie gesagt, dass Polybos und Periboia nicht seine
leiblichen Eltern sind.
Zum Ende hin lässt sich noch eine offensichtliche Parallele erkennen.
Nachdem Ödipus erkennt, dass er Inzest begangen und seinen Vater getötet hat,
sticht er sich die Augen aus. Faber denkt im Zug nach Zürich ebenfalls darüber
nach sich die Augen mit zwei Gabeln auszustechen (S. 209 Z. 6ff.). Das zeigt,
dass Faber sich seine Schuld nun eingesteht, wie Ödipus es ebenfalls getan
hatte. Beide bestrafen sich bzw. Faber will sich bestrafen (tut es aber nicht)
dafür, dass sie ihr Leben lang so blind gewesen sind und nicht erkannt haben,
dass sie sich in ihre Mutter/Tochter verliebt haben. Sowohl Ödipus, als auch
Faber tun vor dem Inzest etwas Gutes für die Menschen. Ödipus rettete die Stadt
Theben, indem er das Rätsel der Sphinx gelöst hatte und Faber hilft
unterentwickelten Völkern mit Technik (S. 10 Z. 34). Im weiteren Verlauf ihrer
Geschichte jedoch sind beide für einen Tod verantwortlich. Ödipus jedoch nur
indirekt. Iokaste erhängt sich selbst, als sie erkennt, dass Ödipus ihr eigener
Sohn ist. Sabeth hingegen stirbt an der Verletzung durch den Sturz. Sie stürzte
jedoch nur die Böschung runter, weil sie vor Faber zurückschreckte, als er ihr
zu Hilfe kommen wollte. Außerdem verschweigt Faber den Sturz Sabeth im
Krankenhaus, sodass der Arzt die daraus entstandene Verletzung gar nicht
behandeln kann. (S. 174 Z. 5f.)
Unterschiede
Der Unterschied zwischen den beiden Geschichten ist die Form des Inzests.
Während bei „König Ödipus“ ein Mutter-Sohn-Inzest vorliegt, ist es bei „Homo
Faber“ ein Vater-Tochter-Inzest - demnach das genaue Gegenteil. Außerdem hat
Faber keinen Rivalen, den er versucht zu töten. Zwar ist er eifersüchtig auf
den Pingpong-Spieler und den Baptisten auf dem Schiff (S. 83 Z. 18ff. „Dabei
hat er gar nichts zu sagen, der Baptist, es geht ihm […] bloß darum, das
Mädchen anfassen zu können, […] dazu sein Lächeln über mich.“), aber er sieht
sie nicht als Rivalen an. Ödipus weiß nicht, dass Laios sein Rivale ist (also
der Mann seiner Geliebten) als er ihn erschlägt. Ödipus bekennt sich sofort
seiner Schuld und sticht sich die Augen aus. Faber hingegen versucht sein Leben
irgendwie weiter zu leben (S. 187ff.). „Homo Faber“ ist ein Bericht aus der
Sicht von Faber. Mit diesem Bericht versucht er sich für den Inzest und
letztendlich auch für den Tod Sabeths zu rechtfertigen (S. 134 Z. 1ff „Was ist
denn meine Schuld? Ich habe sie auf dem Schiff getroffen […], ein Mädchen mit
baumelnden Roßschwanz vor mir.“). Das merkt man vor allem daran, dass er oft
schreibt, dass er es nicht hätte ahnen können, dass Sabeth seine Tochter ist
und hätte er es früher gewusst, wäre alles ganz anders geworden (S. 78 Z.
13ff.„[...] Wieso Fügung! Es hätte auch ganz anders kommen können“) Demnach ist
Faber im Gegensatz zu Ödipus nicht in der Lage sich seine Schuld einzugestehen
bzw. versucht er sich diese auszureden.
Ödipus
Blendung und Fabers kurzzeitiger Gedanke sich zu blenden haben etwas
unterschiedliche Funktionen und Gründe. Ödipus blendet sich als Strafe dafür,
dass er Inzest begangen hat. Außerdem schämt er sich vor seinen Kindern. Faber
hingegen denkt nicht nur wegen dem Inzest an sich an die Blendung, sondern
auch, weil er sich selbst nicht mehr sieht und erkennt. Bevor er Sabeth kennen
gelernt hat, war er ein verlässlicher Arbeitnehmer. Danach hat er sich Urlaub
genommen und das Leben genossen wie es war. Anders als Ödipus sehnt Faber sich
nach Sabeths Tod immer noch nach ihr (S. 209 Z. 1ff„Ich habe nichts mehr zu
sehen. Ihre zwei Hände, die es nirgends mehr gibt, ihre Bewegung, wenn sie das
Haar in den Nacken wirft oder sich kämmt, ihre Zähne, ihre Lippen, ihre Augen, die es nirgends mehr gibt, ihre Stirn: wo
soll ich sie suchen?“).Das weist darauf hin, dass Faber sich mit dem Gedanken
nicht abfinden kann, dass Sabeth seine Tochter ist. Zwar möchte er Hanna
heiraten, um eine richtige Familie zu werden, die Gefühle zu Sabeth als seine
Geliebte kann er dennoch nicht ganz unterdrücken.
König
Ödipus“ und „Homo Faber“ ähneln sich in manchen Aspekten des Inzests. Jedoch
sind grundlegende Unterschiede vorhanden, die deutlich machen, dass in „Homo
Faber“ Gefühle und das Leben der Menschen mehr im Mittelpunkt stehen, als
bei„König Ödipus“. Iokaste und Ödipus sehen keinen Sinn mehr in ihrem Leben,
aber Faber und Hanna versuchen so gut es geht weiter zu leben, auch wenn Faber
am Ende höchstwahrscheinlich stirbt.
Quellen
Primärliteratur:Homo Faber. Ein Bericht. Max
Frisch. Suhrkamp Verlag, 1999,
Internetquellen:
Das Frauenbild Walter Fabers
Faber ist
ein typischer Einzelgänger. Er betont häufig, dass er gern allein ist. So ist
er regelrecht froh, als sein Flugzeug abfliegt, um von Ivy Abschied nehmen zu
können. Auch ist er anfangs gegen eine Unterhaltung mit Herbert Hencke und
täuscht sogar vor, er würde schlafen. Faber lehnt anfangs dauerhafte
Beziehungen ab, weil diese seine Freiheit einschränken. So erfährt man auf Seite
90f, dass er gewohnt ist, „allein zu reisen und dass er den Gedanken eines
Doppelzimmers als Dauereinrichtung mit dem Gedanken an eine Fremdenlegion
vergleicht“ (S.91). Seiner Meinung nach würde er seine Ehefrau nur unglücklich
machen, was er aber selbst nicht will (S. 92). Die Frauen sind ihm also nicht
egal. Sicherlich hat er Recht, wenn er behauptet, dass seine Spontaneität unter
einer Beziehung leiden würde, weil er eben als Single kurzfristiger auf Reisen
gehen kann und auch in anderen Punkten flexibler ist. In der ersten Station
spricht sich Faber gegen die Ehe aus. Diese Ablehnung soll sich doch bald
ändern. So macht er Sabeth sogar einen Heiratsantrag, wenngleich er auch
nichts dagegen hat, dass sie nicht antwortet: „ich genoss es, unser Schweigen“ (S.
95). Fabers Bindungsängste werden deutlich, als er von „einem Hotel spricht, dass man bald wieder verlassen
kann“. So schließt er eine Bindung nicht aus, solange er diese jederzeit
brechen kann. Fabers Problem ist sein Umgang mit Gefühlen, die er nicht zeigen
kann, weil sie nicht in sein rationales Weltbild passen. So macht er einen
eher „kalten“ Eindruck als er Empfindungen mit „Ermüdungserscheinungen“ oder
„Stahl“ (S. 92) vergleicht. Für ihn bedeuten Gefühle ein Zeichen von Schwäche
und Verwundbarkeit. Seine Einsamkeit und Distanz zu anderen Personen - nicht
ausschließlich Frauen hat er sich selbst zuzuschreiben. Bei der Party
beispielsweise bezeichnet er „seine glücklichsten Minuten“ ja selbst als die, „wenn
er die Gesellschaft verlässt“. Sein Beruf gibt ihn die Möglichkeit durch Reisen
aus Beziehungen zu flüchten, wenn es ihm „zu eng“ wird.
Quellen
Primärliteratur: Homo Faber. Ein Bericht. Max Frisch. Suhrkamp
Verlag, 1999
Sekundärliteratur: Königs Erläuterungen
und Materialien. C. Bange Verlag
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